Pressemeldungen

10.08.2012

90 Prozent der Organspenden erfolgen durch Zustimmung der Angehörigen - Umfrage zeigt Ausmaß der Verunsicherung

Zu dem heute bekannt gewordenen Ergebnissen der dpa-Befragung zu den Auswirkungen des Skandals auf die Organspendebereitschaft erklärt der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch in Berlin:

„Jahrelang haben Politik, Ärzte, Behörden, Krankenkassen, Krankenhäuser und Kirchen bei der Organspende darauf vertraut, dass Menschen dazu bereit sind, Gutes zu tun. Dem Tod einen Sinn zu geben. Einem Anderen das Weiterleben zu ermöglichen. Ein Akt der Nächstenliebe. Über Details der Organentnahme, Verteilung und Implantation waren die Akteure aber nicht bereit, zu reden. Die Menschen sollten nicht mit zu vielen Einzelheiten verunsichert werden. Die aktuelle Umfrage zeigt jedoch: Diese Strategie bricht nun in sich zusammen. Noch vor wenigen Wochen waren 95 Prozent der Bevölkerung bereit, Organspender zu werden. Heute hat sich die Zustimmung halbiert. Die Zahlen zeigen deutlich, wie dramatisch die Konsequenzen jetzt schon sind. Denn 90 Prozent der Organe werden nicht von Ausweisträgern, sondern durch die Zustimmung von Angehörigen gespendet.

Die Patientenschutzorganisation der Schwerstkranken appelliert an die Parlamentarier des Deutschen Bundestages, schnell zu handeln. Die Menschen sind verunsichert, weil sie merken, dass es zwar viele Akteure gibt, aber keiner die Verantwortung für ein sicheres und gerechtes Transplantationssystem trägt. Drei private Organisationen, 16 Bundesländer, unterschiedliche Kommissionen sind nicht in der Lage, eine Lösung zu finden, die Vertrauen schafft. Die deregulierte Verantwortungslosigkeit muss dringend ein Ende haben. Die schwerstkranken Menschen auf der Warteliste und die Spender haben ein Recht darauf, dass der Gesetzgeber transparente Strukturen schafft, um das Transplantationssystem aus einer Hand zu organisieren. Damit wäre auch die Verantwortung klar geregelt. Wenn diese Klarheit geschaffen wird, kann neues Vertrauen wachsen.“

Hintergrund

Die gemeinnützige Patientenschutzorganisation ist die Sprecherin der schwerstkranken, schwerstpflegebedürftigen und sterbenden Menschen. Zur Wahrung der Unabhängigkeit verzichtet sie auf Gelder der Leistungserbringer, Krankenkassen und der öffentlichen Hand. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen ihrer 55.000 Mitglieder und Förderer. Mit dem Patientenschutztelefon bietet sie Hilfesuchenden und Betroffenen praktische Unterstützung bei Fragen rund um das Pflegerecht, Pflegeeinstufungen und Pflegemissstände. Ebenso hilft sie bei der Durchsetzung des Anspruchs auf Palliative Care und Sterbebegleitung, bietet Beratungen und Umsetzung von Patientenverfügungen sowie Hilfe beim Krankenkassenwechsel an.