Pressemeldungen

12.06.2003

Alten- und Pflegeheime müssen radikal umgebaut werden - Hospizexperten aus ganz Deutschland beim Praktikerkolloquium

Dortmund. Die Begleitung von Sterbenden in deutschen Pflegeheimen ist mangelhaft. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Bettina Sandgathe-Husebö, Chefärztin des Rode Kors Alten- und Pflegeheims in Bergen, Norwegen. Die in Deutschland geborene Palliativärztin arbeitet seit vielen Jahren in der größten geriatrischen Einrichtung Norwegens. Am Donnerstag präsentierte sie das Norwegische Zukunftskonzept für ein besseres Sterben in Pflegeeinrichtungen im Rahmen des vierten Praktikerkolloquium der Deutschen Hospiz Stiftung.

Nur wenn radikal auf ein umfassendes Konzept zur Begleitung Schwerstkranker und Sterbender in den Heimen umgestellt wird, ließen sich die mangelhaften Zustände grundlegend verändern. Palliative-Care in Alten- und Pflegeheimen heißt: die umfassende psychosoziale, pflegerische, medizinische und seelsorgliche Begleitung Schwerstkranker und Sterbender. Notwendig dazu sind finanzielle Anreize, denn ohne ein qualifiziertes und motiviertes Personal bleiben die guten Ideen im Ansatz stecken. Husebö dazu: „Auch in Deutschland gibt es Altenpflegerinnen und –pfleger sowie Krankenschwestern, die hochmotiviert und engagiert sind. Tatsächlich macht sie aber das System, welches abrechnungstechnisch nur starre Abläufe zulässt, mürbe.“

Sandgathe-Husebö stellte fest, dass sich in Norwegen eine eigene medizinische Versorgung für Altenheime bewährt hat. Die Situation in Deutschland – bei der der Hausarzt seine Patienten auch nach dem Umzug ins Alten- oder Pflegeheim betreut – hält sie langfristig für nicht tragfähig: In Zukunft werden immer mehr Menschen in Altenheimen betreut werden müssen. Ohne eigene, spezialisierte Ärzte in den Heimen sei das nicht zu schaffen.

Hintergrund

Die Deutsche Hospiz Stiftung ist die Patientenschutzorganisation für Schwerstkranke und Sterbende und kooperiert mit insgesamt 111 Hospizeinrichtungen in ganz Deutschland. Sie hat seit ihrer Gründung 1995 eine stetig wachsende Zahl von Unterstützern und finanziert sich ausschließlich durch Spenden und Beiträge von etwa 55.000 Spendern und Mitgliedern. Das Zentralinstitut für soziale Fragen hat der gemeinnützigen Organisation sein Spendensiegel verliehen – das Markenzeichen seriöser spendensammelnder Organisationen. Schirmherrin der Stiftung ist die Schauspielerin Uschi Glas.