Pressemeldungen

06.07.2004

Beitragserhöhung für Pflegeversicherung: Denken im alten System

Dortmund. Die von der Bundesregierung angekündigten Beitragserhöhungen zur Pflegeversicherung sind unnötig. Statt wieder einmal Geld in ein System zu stecken, das die Wünsche der Schwerstkranken und Sterbenden ignoriert, fordert die Deutsche Hospiz Stiftung einen Systemwechsel. Durch die restriktive Trennung von Pflege- und Krankenversicherung werden die Schwerstkranken und Sterbenden benachteiligt. Mit einem Umdenken im Gesundheitssystem wäre diese Fehlsteuerung zu beseitigen. Die Deutsche Hospiz Stiftung fordert: Schwerstkranke Menschen sollen zwischen dem herkömmlichen Drei-Säulen-Modell (Krankenhaus, Pflegeheim, ambulante Versorgung) oder einem vernetzten System für Schwerstkranke und Sterbende in den letzten zwölf Lebensmonaten wählen können. In diesem vernetzten System bekämen die Patienten ein Tagesbudget von 260 Euro. Damit könnten sie selbst bestimmen, wo und wie sie medizinisch und pflegerisch versorgt werden – beispielsweise können sie den Pflegedienst engagieren oder die medizinische Behandlung bezahlen, die sie wünschen. Dieses vernetzte System hat sich in der Behindertenarbeit bereits bewährt.

Mehr Markt bedeutet mehr soziale Gerechtigkeit

„Beitragserhöhungen und Reformen, die das jetzige System beibehalten, sind nach kurzer Zeit bereits wieder Makulatur. Sie stützen ein veraltetes System und verändern nichts Grundsätzliches“, sagt Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung. So lange nur die Leistungserbringer und die Politik entscheiden, wird sich nichts zum Wohle der Schwerstkranken und Sterbenden verändern. Die Stiftung fordert deshalb mehr Markt im Gesundheitssystem. Mehr Markt bedeutet mehr soziale Gerechtigkeit, weil der Patient mit seiner Nachfrage endlich über das Angebot mitentscheiden kann. „Wir müssen den Patienten das Geld geben, damit sie endlich selbst bestimmen können. Wir fordern einen Markt für medizinische und pflegerische Leistungen und nicht ein ständiges Umverteilen, um ein überholtes System am Leben zu halten“, sagt Brysch. Der Vorteil des geforderten Systemwandels: Die bisher übliche durchschnittliche Finanzierung von 420 Euro am Tag in den letzten zwölf Lebensmonaten ist ineffizient im Vergleich zum von der Stiftung geforderten vernetzten System. Brysch: „Mit unserem Konzept würde die Bundesregierung positive Effekte auf zwei Ebenen erzielen: Menschenwürdiges Leben bis zuletzt und ein bezahlbares Gesundheitssystem.“

Hintergrund

Die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung ist die Patientenschutzorganisation der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55 000 Mitgliedern und Förderern. Schirmherrin der Stiftung ist die Schauspielerin Uschi Glas.