Pressemeldungen

06.12.2010

Brandschutz in Pflegeheimen muss Priorität bekommen / Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung fordert technische Nachrüstung und bessere Kontrollen

Berlin/Dortmund. "Rund 50 Brände pro Jahr, bis zu 20 Tote und etwa 100 Verletzte - das ist unerträglich. Die zuständigen Landesministerien müssen handeln." Das fordert der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch.
"Jedes Pflegeheim sollte über eine aufgeschaltete Brandmeldeanlage verfügen, so dass bei einem Feuer automatisch die Feuerwehrleitstelle benachrichtigt wird", verlangt Eugen Brysch. "Ebenso muss jedes Zimmer über einen automatischen Rauchmelder verfügen, der mit der Brandmeldeanlage verbunden ist. Die Landesbauministerien müssen überprüfen, welches Heim eine solche Anlage besitzt. Sie müssen das Ergebnis in eine Flächenkarte eintragen und bundesweit veröffentlichen."
Geprüft werden müssen Brysch zufolge auch die bereits erteilten Betriebsgenehmigungen für die Träger der Pflegeheime. "Es muss genau hingeschaut werden: Entsprechen die brandschutzrechtlichen Auflagen noch dem heutigen Standard oder nicht? Ebenso muss klar sein, ob zwischenzeitlich eine Nutzungsänderung stattgefunden hat. In diesen Fällen sollten die zuständigen Länderministerien die Kommunen anweisen, die Betriebsgenehmigungen zurückzunehmen oder zu widerrufen. Ein Mindeststandard muss garantiert sein, auch bei Altbauten."
"Wir haben einen Wildwuchs an Gesetzen und Verordnungen, von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Deshalb ist die Konferenz der Landesbauminister gefordert", ist Eugen Brysch überzeugt. "Der Föderalismus darf für Alte und Kranke nicht zum Sicherheitsrisiko werden. Wir können den Heimbetreibern nicht vorwerfen, dass sie Standards nicht erfüllen, wenn diese gar nicht verbindlich sind."
Von zentraler Bedeutung ist für Brysch auch eine bessere Personalausstattung. "Wenn es nachts in einem Heim nur einen einzigen Pfleger gibt, dann ist das nicht zu verantworten. Denn falls ein Brand ausbricht, steht die Pflegekraft vor der Frage, ob sie erst das Feuer löscht, Menschen rettet oder die Feuerwehr alarmiert. Es müssen mindestens zwei Pflegekräfte nachts Dienst tun", sagt Eugen Brysch. Die Sozialminister der Länder seien dafür zuständig: "Sie müssen Vorschriften erlassen, die für Klarheit sorgen, denn wir brauchen in jeder Abteilung genug Hilfskräfte - gerade nachts."
Bei neu errichteten Pflegeheimen muss man sich nach Ansicht der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung an den Sicherheitsstandards orientieren, die auch für Lagerhallen und sonstige Sonderbauten gelten, in denen Sachwerte lagern. "Pflegeheime sollten nur noch genehmigt werden, wenn sie über eine Brandmeldeanlage verfügen, die direkt auf die Feuerwehrleistelle aufgeschaltet ist. In jedem Zimmer muss es einen Rauchmelder geben, der an die Brandmeldeanlage angeschlossen ist. Darüber hinaus müssen die Betreiber zwingend eine Sprinkleranlage auf jedem Stockwerk installieren und diese muss den gesamten Sicherheitsbereich abdecken", fordert Eugen Brysch.
Mit den Forderungen der Patientenschützer in Sachen Brandschutz beschäftigt sich auch eine Reportage in der Sendung "Fakt", die die ARD heute Abend um 21.45 Uhr ausstrahlt.

Hintergrund

Die gemeinnützige und unabhängige Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung ist die Sprecherin der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55.000 Mitgliedern und Förderern und unterhält das bundesweit einzigartige Hospiz- und Patientenschutztelefon sowie die Schiedsstelle Patientenverfügung.