Pressemeldungen

04.06.2004

Demenz als Todesurteil auch in Deutschland?

Berlin. „Jetzt ist die Katastrophe da, vor der die Deutsche Hospiz Stiftung immer gewarnt hat: der Freifahrschein zum Totspritzen dementer Menschen in den Niederlanden“, sagt Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung. Die niederländische Staatsanwaltschaft schließt erstmals nicht aus, dass Demenz als Grund für aktive Sterbehilfe akzeptiert wird. Voraussetzung für Euthanasie in den Niederlanden sind unerträgliches Leiden des Patienten und dass er eindeutig seinen Willen bekundet hat. „Wer will bestimmen, was unerträgliches Leiden ist? Wie verwirrt darf ein Patient denn höchstens sein, wenn er sagt, dass er getötet werden will? Dieser Fall beweist: Die Sorgfaltskriterien der Niederlande in Bezug auf aktive Sterbehilfe sind eine Farce.“ Die Niederlande schreiben unter anderem vor, dass zwei voneinander unabhängige Ärzte entscheiden müssen, ob ein Patient euthanasiert wird. „Das allein ist ein Todesurteil für Tausende von Menschen. Seit wann wird denn aus zwei subjektiven Meinungen eine objektive?“, so Brysch. „Das staatsanwaltliche Plazet löst jetzt auf grausame Weise das juristische Dilemma, vor dem das niederländische Justizministerium seit der Einführung der aktiven Sterbehilfe steht.“ Selbst niederländische Ärzte fordern nun präzisere Regeln im Bereich der Sterbehilfe.

Assistierter Suizid als Einfallstor für Euthanasie

„Das Beispiel Niederlande zeigt: Wer einmal Ja sagt, spricht klare Todesurteile aus. Das löst einen Dammbruch aus, der nicht mehr gestoppt werden kann.“ Die Deutsche Hospiz Stiftung weist darauf hin, dass in Deutschland derzeit vereinzelt Stimmen laut werden, die den ärztlich assistierten Suizid und die terminale Sedierung Schwerstkranker befürworten. „Ich fordere die Bundesjustizministerin Zypries auf, diese Entwicklung in Deutschland zu stoppen. Auch in den Niederlanden war der erste Schritt der ärztlich assistierte Suizid“, sagt Brysch. Sollte das niederländische Beispiel auch in Deutschland Schule machen, könnten schon heute bis zu 1,6 Millionen Demenzkranke betroffen sein.

Hintergrund

Die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung ist die Patientenschutzorganisation der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55 000 Mitgliedern und Förderern. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen DZI hat der Stiftung sein Spendensiegel verliehen, das Markenzeichen seriöser spendensammelnder Organisationen. Schirmherrin der Stiftung ist die Schauspielerin Uschi Glas.