Pressemeldungen

10.02.2009

Deutsche Hospiz Stiftung: Konsequenzen aus dem Fall Englaro in Deutschland ziehen / Patientenverfügungsgesetz anpassen

Berlin. „Das Gezerre um die gestern Abend gestorbene Patientin im Wachkoma Eluana Englaro hätte entsetzlicher kaum sein können. Die einzige Frage, die eigentlich von Interesse hätte sein dürfen – nämlich was Frau Englaro selbst wollte – ist dabei völlig aus dem Blick geraten. Die politischen Kontrahenten haben Frau Englaro für ihre jeweiligen Ziele instrumentalisiert“, stellt Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, fest. „Wir sollten gewarnt sein: Ein solch unwürdiges Schauspiel kann auch in Deutschland Realität werden. Persönliche Krisen wie die von Eluana Englaro kommen auch hierzulande vor. Eine politische Inszenierung wie in Italien kann nachhaltig nur durch ein Patientenverfügungsgesetz verhindert werden, das auch zur Ermittlung des mutmaßlichen Willens klare Regeln vorsieht.“

Ermittlung des mutmaßlichen Willens muss klar geregelt werden

Denn liegt, wie im aktuellen Fall, keine Patientenverfügung vor, muss festgestellt werden, was der Patient mutmaßlich gewollt hätte. „Derzeit wird aber häufig nicht danach entschieden, was der Patient wollte, sondern danach, was man selbst in der Situation wollen würde“, mahnt Brysch. „Das ist fatal. Denn für die elementar wichtige Unterscheidung zwischen dem Recht auf Sterben und dem Verbot zu Töten ist einzig und allein der Patientenwille maßgeblich. Deshalb brauchen Ärzte so genannte prozedurale Hilfen“, erklärt Brysch. „In einem praxistauglichen Patientenverfügungsgesetz muss genau festgeschrieben werden: Mit wem habe ich zu reden? Wonach muss ich fragen? Hat sich der Betroffene konkret geäußert? Wann ist das Vormundschaftsgericht anzurufen? Nur durch solch klare Verfahrensregeln, die in ein Patientenverfügungsgesetz aufzunehmen sind, können die Patienten wirksam vor Fremdbestimmung geschützt werden. Und nur so können wir hierzulande einer Debatte vorbeugen, wie wir sie gerade in Italien erleben müssen.“

Hintergrund

Schon in den strittigen Sterbehilfe-Fragen um Terri Schaivo (2005, USA) und Piergiorgio Welby (2006, Italien) war Eugen Brysch als Experte und Berichterstatter tätig. Die gemeinnützige und unabhängige Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung ist die Sprecherin der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55.000 Mitgliedern und Förderern. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen DZI hat der Stiftung sein Spendensiegel verliehen, das Markenzeichen seriöser Spenden sammelnder Organisationen. Schirmherrin der Stiftung ist die Schauspielerin Uschi Glas.