Pressemeldungen

26.02.2008

Deutsche Hospiz Stiftung stellt Studie vor: Hospizliche und palliative Versorgung in Deutschland noch immer mangelhaft

Düsseldorf. „Die hospizliche und palliative Versorgung in Deutschland ist aus Sicht der Betroffenen noch immer mangelhaft“, erklärt der Geschäftsführende Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, Eugen Brysch. Das geht aus den Zahlen der so genannten HPCV-Studie hervor, die die Deutsche Hospiz Stiftung am Dienstag in Düsseldorf vorgestellt hat. In dieser Studie untersuchte die Patientenschutzorganisation der Schwerstkranken und Sterbenden die Versorgungssituation im Bereich der hospizlichen Begleitung und der Palliative-Care-Versorgung in Deutschland. „Erstmals haben wir Informationen darüber, wo genau Menschen in ihrer letzten Lebensphase versorgt werden“, erläutert Brysch. Demnach werden nur 6,2 Prozent der insgesamt rund 820.000 verstorbenen Menschen in Deutschland ehrenamtlich hospizlich begleitet: der größte Teil (3,1 Prozent) davon zuhause, nur 1,7 Prozent im Pflegeheim und 1,4 Prozent im Krankenhaus. Auch stationär sieht es nicht besser aus. Hier wurden im vergangenen Jahr rund 18.400 Menschen (2,2 Prozent) in einem Hospiz betreut. Die größten Zuwachsraten hinsichtlich des Versorgungsgrades erreichte mit 4,1 Prozent der palliative Bereich. „Für die Betroffenen sind diese Ergebnisse eine Katastrophe. Geht die Entwicklungsgeschwindigkeit in gleichem Maße weiter, werden auch nachfolgende Generationen in Fragen hospizlicher und palliativer Begleitung völlig unterversorgt ihr Lebensende verbringen müssen“, warnt Brysch.

Politiker müssen ihren Traum von ehrenamtlichen Krisenhelfern endlich aufgeben

Durch die Einführung des Rechtsanspruchs auf spezialisierte ambulante Palliativversorgung ist zumindest innerhalb der nächsten Jahre mit einem Anstieg des palliativen Versorgungsgrades auf mindestens 10 Prozent zu rechnen. Dennoch zeigen die Zahlen, dass die Vorstellung der Politiker, die Herausforderungen der Zukunft in Pflege, psychosozialer und medizinischer Versorgung am Lebensende allein durch die Kraft der vielen ehrenamtlichen Helfer zu lösen, endlich ausgeträumt sein muss. Die politischen Handlungsträger sollten die Augen nicht länger vor der Realität verschließen: Auf den bisherigen Wegen ist der notwendige palliative Versorgungsgrad von rund 40 Prozent nicht zu erreichen. Die Zahlen der HPCV-Studie belegen, dass sich die Versorgung der breiten Basis in den nächsten Jahren nicht deutlich verändern wird. „Wenn wir die Würde der Menschen auch am Lebensende ernst nehmen wollen, muss jetzt dringend gehandelt werden - sonst gibt es keine überzeugenden Konzepte gegen aktive Sterbehilfe und assistierten Suizid“, mahnt Brysch.

Die Studie ist unter folgenden Link abrufbar:
http://www.hospize.de/docs/hib/Sonder_HIB_01_08.pdf

Hintergrund

Die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung ist die Patientenschutzorganisation der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55.000 Mitgliedern und Förderern. Schirmherrin der Stiftung ist die Schauspielerin Uschi Glas.