Pressemeldungen

12.03.2009

Deutsche Hospiz Stiftung veröffentlicht HPCV-Studie: Keine Verbesserung bei hospizlicher und palliativer Versorgung in Deutschland

Dortmund. „Die hospizliche und palliative Versorgung stagniert in Deutschland auf mangelhaftem Niveau“, resümiert der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, die aktuelle HPCV-Studie der Stiftung. Von den 830.000 Menschen, die im vergangenen Jahr starben, wurden nur 12,5 Prozent hospizlich oder palliativ begleitet (2007: 12,6%). „Benötigen würden aber etwa 60 Prozent der Sterbenden eine solche Begleitung. Das heißt, dass derzeit vier von fünf Sterbenden, die hospizliche bzw. palliative Angebote brauchen würden, keine Hilfe bekommen.“

393.000 Menschen starben ohne die Begleitung, die sie benötigt hätten

Die eklatante Unterversorgung erstreckt sich über alle Bereiche: Gerade einmal 50.800 Menschen, das sind 6,1% der Sterbenden, wurden zu Hause, in einem Pflegeheim oder im Kran-kenhaus ehrenamtlich hospizlich begleitet. 19.000 Menschen (2,3%) starben in einem stationären Hospiz. Und 33.700 Menschen (4,1%) wurden auf einer Palliativstation betreut. Demgegenüber starben rund 393.000 Menschen ohne jegliche Begleitung, obwohl sie diese dringend benötigt hätten. Auch die Umsetzung der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung ist enttäuschend. Trotz der Einführung des Rechtsanspruchs darauf im April 2007 gibt es bislang nur eine Handvoll Anbieter. Zu wenige, um sie statistisch zu erfassen. „Dies alles führt uns klar vor Augen: Die Hoffnung, es reiche aus, genügend ambulante Dienste, stationäre Hospize und Palliativstationen zu schaffen, um die Lage der Schwerstkranken und Sterbenden zu verbessern, geht an der Realität vorbei. Mehr als Insellösungen sind so nicht zu erwarten, obwohl sich Haupt- und Ehrenamtliche zur Decke strecken“, kommentiert Brysch.

Politik darf sich nicht länger verstecken

„Um die Situation der Betroffenen wirklich zu verbessern, darf sich die Politik nicht länger hinter der Vorstellung verstecken, den Herausforderungen könne allein durch die Kraft der vielen ehrenamtlichen Helfer begegnet werden“, mahnt Brysch. Vielmehr sei ein grundsätzlicher Schwenk in der Gesundheitsversorgung der Schwerstkranken und Sterbenden nötig. „Die Krankenkassen dürfen nicht länger vornehmlich das honorieren, was wieder gesund macht“, fordert Brysch. „Denn dabei bleiben die auf der Strecke, die nicht mehr gesund werden können. „Der Schlüssel zum Wandel ist, ‚Hospiz’ nicht als ein bestimmtes Haus oder einen bestimmten Dienst zu begreifen, sondern als umfassendes Konzept. Der Hospizgedanke – nämlich Selbstbestimmung und Fürsorge in den letzten Wochen und Monaten des Lebens – muss überall dort Einzug halten, wo Menschen sterben. Egal ob das zu Hause, in einem Pflegeheim oder einem Krankenhaus ist.“

Die komplette Studie „Hospizliche Begleitung und Palliative-Care-Versorgung in Deutschland 2008“ (HPCV) kann im Internet abgerufen werden: http://www.hospize.de/docs/hib/Sonder_HIB_02_09.pdf

Hintergrund

Die gemeinnützige und unabhängige Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung ist die Sprecherin der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55.000 Mitgliedern und Förderern.