Pressemeldungen

17.04.2009

Deutsche Hospiz Stiftung zum Patientenrechtstag: Die Rechte der Schwerstkranken und Sterbenden werden tausendfach verletzt

Berlin. „Die Rechte der Schwerstkranken und Sterbenden, der Schwächsten unserer Gesellschaft, werden täglich tausendfach verletzt. Das ist unerträglich und erfordert umfassende Reformen“, mahnt der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, anlässlich des Europäischen Tages der Patientenrechte am morgigen Samstag. „Im vergangenen Jahr sind 393.000 Menschen in Deutschland ohne jegliche hospizliche Begleitung oder palliative Therapie gestorben, obwohl sie diese dringend benötigt hätten. Weder stationäre Hospize noch ambulante Hospizdienste können die bestehende Lücke füllen. Es ist daher notwendig, dass der Hospizgedanke – nämlich Selbstbestimmung und Fürsorge bis zuletzt – endlich überall dort Einzug hält, wo Menschen sterben. Und das ist ganz überwiegend in Pflegeheimen und Krankenhäusern der Fall. Gerade hier gehen die Angebote aber meist weit an den Bedürfnissen der Betroffenen vorbei.“

Besonders demente Patienten leiden unter den Missständen

Um die Schwerstkranken und Sterbenden angemessen zu pflegen und die Medizin auf die Ganzheitlichkeit der Versorgung auszurichten, die geboten wäre, fehlen die Kapazitäten. „Derzeit sieht es in unseren Pflegeheimen so aus: Kaum jemand hat die Zeit, den Pflegebedürftigen behutsam Nahrung zu reichen. Statt sie zur Toilette zu begleiten, bekommen sie Windeln. Und statt moderner Schmerztherapie erhalten sie Psychopharmaka“, erklärt Brysch. „Besonders Patienten mit Demenz werden vernachlässigt.“ Sie erhalten zum Beispiel dreimal weniger schmerzlindernde Medikamente als andere Patienten. Großer Nachholbedarf besteht auch bei ihrer seelischen Unterstützung. Anders als etwa in Norwegen werden Therapiegärten, kulturelle Aktivitäten oder Ausflüge an der frischen Luft hierzulande nur von wenigen, spezialisierten Heimen angeboten.

Trennung von Pflege- und Krankenversicherung aufheben

„Um die Lebensqualität der Menschen in ihren letzten Jahren, Monaten und Wochen ernsthaft zu verbessern, ist ein fundamentaler Schwenk in der Gesundheitsversorgung der Betroffenen unverzichtbar“, hält Brysch deshalb fest. „Grundvoraussetzung ist, dass die unsinnige Trennung von Pflege- und Krankenversicherung aufgehoben wird. Sie führt vor allem dazu, dass die Menschen zwischen den Systemen aufgerieben werden. Moderne Schmerzmedizin, spezialisierte Pflege und psychosoziale Begleitung müssen Hand in Hand gehen. Diese Ganzheitlichkeit muss sich in der Organisation des Gesundheitssystems widerspiegeln, wenn palliative Fürsorge zum Bestandteil der Regelversorgung werden soll.“

Hintergrund

Die gemeinnützige und unabhängige Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung ist die Sprecherin der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55.000 Mitgliedern und Förderern.