Pressemeldungen

19.01.2006

Deutsche Hospiz Stiftung zum Prozessauftakt Wachtberg: Pflegepersonal stärken / Bedingungen für Serientäter erschweren / Länder müssen handeln

Berlin/Bonn. „Würdiges Pflegen bedarf auch würdiger Arbeitsbedingungen – und dafür sind wir alle verantwortlich“, erklärt der Geschäftsführende Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, zum heutigen Prozessauftakt im Verfahren gegen die als „Todesengel von Wachtberg“ bekannte Altenpflegeassistentin Michaela G.. Falsch wäre es, jetzt den Berufsstand der Altenpfleger pauschal zu verurteilen. Richtig hingegen wäre es, nach den tatsächlichen Ursachen zu forschen. Denn: Die Bedingungen für Serientäter sind in deutschen Pflegeheimen und Krankenhäusern erschreckend einfach. „Dort, wo das Sterben zum Alltag gehört, werden Totenscheine mit nichts sagenden Todesursachen wie Herzversagen viel zu schnell und unkritisch ausgestellt“, beklagt Brysch.

Pflegedefizite auch durch amtsärztliche Leichenschauen offen legen

Um es Serientätern möglichst schwer zu machen, müssen auch die Träger solcher Einrichtungen zur Verantwortung gezogen werden. Zu wenig Supervision, unzureichend ausgebildetes Pflegepersonal und Zeitmangel begünstigen Überforderung und Frustration. „Altenpfleger stehen am Ende unserer Sozialskala – das ist ein Skandal. Denn nur das Team der Pflegekräfte ist in der Lage, Konflikte nicht in der Katastrophe des Tötens enden zu lassen“, betont Brysch. Auf politischer Ebene sind die Länder gefordert: Sie müssen endlich eine gesetzliche Pflicht für amtsärztliche Leichenschauen in Pflegeheimen und geriatrischen Stationen festschreiben. So könnten auch Pflegedefizite offen gelegt werden. Die unterschiedlichen Bestattungsgesetze der Länder sind zum Teil über 30 Jahre alt. Der gesetzliche Länderwildwuchs muss in dieser Frage zum Schutz der Schwerstkranken und Sterbenden beseitigt werden.

Hintergrund

Die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung ist die Patientenschutzorganisation der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55 000 Mitgliedern und Förderern. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen DZI hat der Stiftung sein Spendensiegel verliehen, das Markenzeichen seriöser spendensammelnder Organisationen. Schirmherrin der Stiftung ist die Schauspielerin Uschi Glas.