Pressemeldungen

24.04.2012

Doppelschlag gegen Bahr durch Deutschen Ethikrat und Pflege-Qualitätsbericht

Berlin. Am heutigen Dienstag muss Daniel Bahr einen Doppelschlag einstecken. Nicht die Opposition schickt den Bundesgesundheitsminister bei der ersten Beratung zum Pflegeneuausrichtungsgesetz am Donnerstag auf die Bretter, sondern der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) und der Deutsche Ethikrat mit ihren heute veröffentlichten Berichten zu Demenz und Pflegequalität.

„Spätestens jetzt wird der Handlungsverzug der Politik deutlich, denn die Erkenntnisse in den beiden Berichten sind nicht neu. Jedoch folgten bisher keine Taten“, bemängelt der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch. Die Patientenschützer begrüßen, dass der Ethikrat auf die Missstände bei demenziell erkrankten Menschen hinweist: Kommunikative und psychosoziale Unterstützung fallen nicht unter den Leistungsanspruch der Pflegeversicherung. Der eigentliche Bedarf der Betroffenen wird nicht gedeckt.

Unter Freiheitsentzug leiden mehr pflegebedürftige Menschen als Häftlinge in Gefängnissen

Unterstützung findet der Bericht des Ethikrates auch bei der Forderung, freiheitsentziehende Maßnahmen zu reduzieren. Es kann nicht sein, dass im Durchschnitt 40 Prozent der Pflegeheimbewohner unter diesen drakonischen Verhältnissen leiden. „In deutschen Pflegeheimen leiden mehr Menschen unter Freiheitsentzug als in deutschen Gefängnissen“, sagt Brysch.

Die Patientenschützer bedauern sehr, dass dazu wenig im Bericht des GKV-Spitzenverbands und des MDS zu finden ist. Ebenso kritisieren sie, dass zwar die Zahl der Druckgeschwüre statistisch erfasst wird und, dass in 40 Prozent der Fälle Versäumnisse festgestellt werden, es aber keinen Aufschrei wegen dieser Körperverletzungen gibt. Dabei zählt die Patientenschutzorganisation jährlich über 140.000 Fälle.

Hintergrund

Die gemeinnützige und unabhängige Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung ist die Sprecherin der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55.000 Mitgliedern und Förderern und unterhält das bundesweit einzigartige Patientenschutztelefon sowie die Schiedsstelle Patientenverfügung.