Pressemeldungen

07.12.1998

Grünenthal stiftet 1. Lehrstuhl für Palliativmedizin in Deutschland

10 Mio. Mark für Ausbildung in Schmerzmedizin

Uschi Glas: Langjährige Forderung der Deutschen Hospiz Stiftung zum Wohle der Schmerzkranken erfüllt!

An der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) soll es ab 1999 den ersten Lehrstuhl für Palliativmedizin (Schmerzmedizin) in Deutschland geben. Finanzieren will ihn das Aachener Pharmaunternehmen Grünenthal mit einer eigens eingerichteten "Grünenthal-Stiftung Palliativmedizin" in Höhe von 10 Millionen Mark. Mit der Einrichtung des Lehrstuhls wird jetzt eine langjährige Forderung der Deutschen Hospiz Stiftung (Dortmund) nach einer solchen Forschungs- und Ausbildungsstätte aufgegriffen. Die Schirmherrin der Deutschen Hospiz Stiftung, Uschi Glas, sprach bei einem Informationsbesuch in Aachen von einem "Meilenstein in der deutschen Hospizgeschichte". Die Stiftung ist am 7. Dezember von den Grünenthal-Geschäftsführern Dr. Götz A. Dyckerhoff, Dr. Eric-Paul Paques und Dipl.-Kfm. Michael Wirtz (Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hospiz Stiftung) im Rathaus der Stadt Aachen ins Leben gerufen worden.

Sitz der neuen Professur soll das Universitätsklinikum der RWTH Aachen werden. Aus den Erträgen des Stiftungskapitals können langfristig die aufkommenden Personal- und Sachkosten abgedeckt werden. Die Palliativmedizin soll, laut RWTH, in die Ausbildung der Medizinstudenten integriert werden und auch Weiterbildung für das ärztliche und pflegerische Personal des Universitätsklinikum bieten.

Palliativmedizin konzentriert sich auf die Behandlung von unheilbar kranken und sterbenden Menschen. Aufgabe ist es, den Patienten eine bestmögliche Lebensqualität in der ihnen noch verbleibenden Zeit zu ermöglichen. Dabei geht es in erster Linie um die Bekämpfung der oft unerträglichen Schmerzen der Betroffenen. Der neue Lehrstuhl in Aachen wird dem ganzheitlichen Ansatz der Palliativmedizin Folge leisten. Themen in Lehre und Forschung werden neben adäquaten Ansätzen in der Schmerztherapie auch die psychischen, sozialen und geistig-seelischen Bedürfnisse der Patienten und ihrer Angehörigen sein.

"Ich freue mich, dass wir nun endlich Anschluss an die internationale Entwicklung bekommen werden", betonte Michael Wirtz. Denn Deutschland liegt in Sachen Palliativmedizin im internationalen Vergleich zurück. Lehrstühle gibt es bereits in Kanada, Australien, Neuseeland, Schweden und Norwegen. Insbesondere Großbritannien bietet ein umfangreiches Lehrangebot für alle in der Palliativmedizin involvierten Gruppen. Ähnlich wie seit 1984 in Norwegen werden auch dort praktisch alle Medizinstudenten in Palliativmedizin unterrichtet.

"Wir hoffen, dass der erste Lehrstuhl für Palliativmedizin an einer bundesdeutschen Hochschule auch über die Aachener Hochschule hinaus Wirkung zeigt. Eine enge Zusammenarbeit mit den benachbarten Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen und im Ausland soll dazu beitragen, der Lehre und der Forschung der Palliativmedizin in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen", so der Rektor der Aachener Hochschule, Professor Roland Walter. Bestrebungen, ähnlich konzeptionierte Professuren auch in Köln und Bonn einzurichten, sieht auch Michael Wirtz nur positiv: "Das begrüße ich ausdrücklich! Wir wollen hier in Aachen ein langfristiges Startsignal geben, jedoch Gründungen in Nordrhein-Westfalen oder in großen Städten wie München, Berlin und Hamburg scheinen mir obendrein sehr sinnvoll."

Der Inhaber des neuen Lehrstuhls wird mit dem Schmerzforschungszentrum der Firma Grünenthal zusammenarbeiten können. "Wir werden den Lehrstuhl mit aller Kraft unterstützen, er kann an unseren modernsten Forschungseinrichtungen partizipieren. Seine Mitglieder und natürlich seine Studenten werden an den vielfältigen wissenschaftlichen Kolloquien in unserem Haus teilnehmen können", so Michael Wirtz. Wer die Professur erhält, ist noch offen. Die Stelle wird öffentlich ausgeschrieben. Nach Klärung der Details und Abstimmung mit den Genehmigungsbehörden wird der Inhaber des ersten deutschen Lehrstuhls für Palliativmedizin vermutlich Mitte des nächsten Jahres feststehen.