Pressemeldungen

22.11.2001

Lebenslänglich für Bremerhavener Krankenpfleger - Deutsche Hospiz Stiftung begrüßt Urteil mit Signalwirkung

Bremen / Dortmund. Das Bremer Landgericht hat den fünffachen Mörder Olaf Däter zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. Er hatte im Juni in Bremerhaven fünf schwerstkranke Frauen erstickt. Die Deutsche Hospiz Stiftung - die Lobby der Schwerstkranken und Sterbenden - begrüßt dieses Urteil. Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand: "Das Gericht hat deutlich gemacht, dass es kein minderwertiges Leben gibt, weder von kranken, noch von alten Menschen." Wichtig war auch die Klarstellung, dass der Täter eine besonders schwere Schuld auf sich geladen hat. Brysch: "Dieses Urteil hat Signalwirkung. Wer meint, mancher hätte kein Recht auf Leben, wird eines besseren belehrt."

Die Stiftung mit Sitz in Dortmund sieht überall in der Altenpflege noch großen Handlungsbedarf. Brysch: "Leider sind die Bremerhavener Morde kein Einzelfall." Es gibt sogar eine psychiatrische Studie zu Morden durch Pflegepersonal. Häufiges Täterprofil: Die meisten Täter sind männlich - und nach der ersten Tötung sinkt ihre Hemmschwelle. Die Tötung geschieht meist mit in der Pflege üblichen Medikamenten. "Nirgendwo ist es so unauffällig zu töten wie bei Schwerstpflegebedürftigen."

Radikaler Systemwechsel nötig

So positiv das Gerichtsurteil auch ist, es beseitigt nicht die Ursachen, sondern setzt an den Symptomen an. Die Deutsche Hospiz Stiftung fordert daher einen radikalen Systemwechsel im Gesundheitswesen. Hochbetagte, Schwerstkranke und Sterbende müssen überall menschenwürdige Rahmenbedingungen vorfinden. "Mangelnde Pflege, Vernachlässigung der Aufsicht und Kostendruck ist auch eine Form aktiver Sterbehilfe", sagt Brysch. "Nötig sind statt dessen menschliche Zuwendung, psychosoziale Begleitung und Palliativmedizin, die moderne, umfassende Schmerzmedizin."

Das Personal in der Altenpflege leistet schon heute oft Großartiges, doch es ist meist durch zu starken Zeitdruck überfordert. Schuld am Pflegenotstand ist aber auch die Einschätzung vieler gesunder Menschen, wann ein Leben unwert sei. Brysch: "Die Betroffenen sehen dies meist ganz anders." Doch in der öffentlichen Diskussion werden Einzelschicksale aus dem Blickwinkel der Gesunden eingeordnet - in Holland gar die Todespille für lebensmüde Alte diskutiert. "Der einzige Daseinszweck für alte Menschen ist in dieser Denkweise der Tod, nicht ein menschenwürdiges Leben."