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05.07.2000

Mehrheit der Deutschen gegen aktive Sterbehilfe - Deutsche Hospiz Stiftung stellt neue Emnid-Studie vor

München/Dortmund. Die Mehrheit der Deutschen ist gegen aktive Sterbehilfe. 56,6 Prozent wollen stattdessen den Einsatz von Palliativmedizin und Hospizarbeit. Das belegt eine neue Studie des Meinungsforschungs-Instituts Emnid (Bielefeld), die die Deutsche Hospiz Stiftung in Auftrag gegeben hat. Hospizarbeit und moderne Schmerztherapie können für eine menschenwürdige letzte Lebensphase sorgen. Wenn dies bekannt ist, entscheidet sich die Mehrheit gegen aktive Sterbehilfe, so eines der Ergebnisse der Studie, die die Stiftung heute (Mittwoch, 5.7.2000) in München vorstellte.

Alternative: Menschenwürde bis zum Schluss

Für Wirbel gesorgt hatte kürzlich eine Forsa-Umfrage, nach der angeblich 81 Prozent der Befragten für aktive Sterbehilfe sind. Dabei waren jedoch die Begriffe Sterbehilfe und aktive Sterbehilfe durcheinander geraten, außerdem wurde suggestiv gefragt. Aussagekräftige Ergebnisse liefert hingegen die aktuelle Emnid-Umfrage der Deutschen Hospiz Stiftung (Dortmund). Danach befürworten immer mehr Menschen Palliativmedizin und Hospizarbeit. Bei einer Umfrage im März 1997 war ein gutes Drittel dafür (34,8 Prozent), jetzt sind es mehr als die Hälfte (56,6 Prozent). Die Zahl der Unentschlossenen sank stark, von 23,9 auf 8,1 Prozent. Kennen die Menschen die Alternativen Palliativmedizin und Hospizarbeit nicht, befürworten sie eher aktive Sterbehilfe. Ganz anders sehen daher ihre Antworten aus, wenn die Fragen der Meinungsforscher konkreter werden - und wenn die Befragten besser über Möglichkeiten zur Bekämpfung von Schmerz und zur Vermeidung von Einsamkeit informiert sind. Sind die Alternativen bekannt, stimmt nur noch eine Minderheit der aktiven Sterbehilfe zu (35,4 Prozent). "Auch Sterbende können - begleitet von qualifizierten Hospizdiensten - ihre letzte Lebensphase in Würde verbringen", so Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung. Nötig sind Pflege, menschliche Zuwendung und eine professionelle Schmerztherapie.

Staat trifft Mitschuld

Da liegt noch vieles im Argen, zieht der Staat sich aus seiner Verantwortung. Dabei geht es der Stiftung nicht um mehr Geld, sondern um eine sinnvolle Verteilung im Sinne der Schwerstkranken. "Statt Chemotherapie bis zuletzt eben Palliativmedizin", fordert Brysch. Noch immer wird es Ärzten schwer gemacht, Sterbende ausreichend mit modernen Schmerzmitteln zu versorgen. Finanziell durch die Deckelung des Budgets für diese Medikamente. "Höllische Schmerzen lassen sich nicht budgetieren", berichtet Brysch aus der Praxis. Hinzu kommt ein im europäischen Vergleich überaus restriktives Betäubungsmittelgesetz. Darüber hinaus fordert die Stiftung eine verbesserte Ausbildung von Ärzten und Pflegenden, die finanzielle Absicherung vor allem der ambulanten Hospizarbeit und das Einbeziehen des Hospizgedankens da, wo in Deutschland gestorben wird. Weil das überall geschieht, muss es auch überall menschenwürdig möglich sein. Brysch: "Nur wenige Menschen sterben in Hospizen, aber 830 000 pro Jahr in Krankenhäusern, Pflege- und Altenheimen und zu Hause." Es gehe daher nicht darum, Schwerstkranke abzuschotten, sondern mit ihnen zu leben. Gerade die Erfahrung mit dem Sterben sei eine Erfahrung fürs Leben.

Brutale Euthanasie

Sterbehilfe - politisch und moralisch gerade in Deutschland ein heikles Thema. Betroffen machen Erfahrungen in Holland, wo unter dem Deckmantel des Mitleids sogar kranke Kinder getötet werden - vom Staat toleriert. Außerdem: Die angeblich so humane Euthanasie ist in der Praxis außerordentlich brutal. Aus einer Studie der Erasmus Universität in Rotterdam geht hervor: Bei jedem Vierten, der getötet werden soll, kommt es zu Komplikationen. Und: Immer wieder wachen Opfer aktiver Sterbehilfe aus dem Koma auf - mit schweren Schäden.