Pressemeldungen

06.12.2000

Neue Umfrage zur aktiven Sterbehilfe - Deutsche Hospiz Stiftung warnt vor niederländischen Verhältnissen

Dortmund. Für Aufsehen sorgt gerade eine Forsa-Umfrage zur aktiven Sterbehilfe. Angeblich wollen 64 Prozent der Deutschen niederländische Verhältnisse, also ein Recht auf die vom Arzt verabreichte Todespille. "In Deutschland darf nie wieder angeblich unwertes Leben entsorgt werden", warnt Barbara Gottschlich, Pressesprecherin der Deutschen Hospiz Stiftung. Erfahrungen aus den Niederlanden zeigen, dass ein Viertel der Euthanasie-Opfer ohne ihre Einwilligung ums Leben gebracht wird. Leisten Ärzte Sterbehilfe, so ist es dennoch oft kein leichter Tod. Bei 23 Prozent gibt es Komplikationen: Sie sterben langsam und qualvoll oder wachen sogar wieder auf - schwerstbehindert. Davon abgesehen widerspricht eine Emnid-Umfrage im Auftrag der Deutschen Hospiz Stiftung der Forsa-Umfrage. Denn Emnid zufolge sind 56,6 Prozent der Deutschen gegen aktive Sterbehilfe und für den Einsatz von Palliativmedizin - der modernen, umfassenden Form der Schmerztherapie - und Hospizarbeit. Voraussetzung ist, dass sie über die Alternativen informiert sind.

Betroffene wollen keine Todespille

Wirklich wichtig ist beim Thema aber genau genommen nicht die Meinung des Durchschnitts-Deutschen, sondern die der Betroffenen, eben der Schwerstkranken und Sterbenden. Da sie nicht mehr in der Lage sind, sich lautstark zu Wort zu melden, vertritt die Deutsche Hospiz Stiftung mit Sitz in Dortmund ihre Interessen. Sie hat gerade eine Studie vorgestellt, durch die die Meinung der Betroffenen deutlich wird. Die Fakten stammen aus einer Befragung von Home Care Berlin, deren Beratungs-Projekt für Hausärzte die Stiftung fördert. Ein Ergebnis: Nur drei Prozent der 1114 Schwerstkranken äußern den Wunsch nach Sterbehilfe. Und selbst bei ihnen muss der Wunsch nicht ständig vorhanden sein. Einigen geht es ähnlich wie Menschen, die mit Selbstmord drohen: Es ist ein Schrei nach Hilfe, nicht nach dem Tod. Und Hilfe ist möglich, das beweisen Hospizarbeit, Palliativmedizin und qualifizierte Pflege. Diese Alternativen sorgen für würdevolles Sterben. "Sie sind zu fördern, anstatt durch eine Legalisierung der aktiven Sterbehilfe Missstände hinzunehmen und dadurch zu zementieren", so Gottschlich.