Pressemeldungen

06.12.2001

Niederlande billigen Sterbehilfe bei Gesunden - Deutsche Hospiz Stiftung entsetzt

Amsterdam / Dortmund. Schuldig aber straflos - dieses widersprüchliche Urteil zur Sterbehilfe fällte heute (6.12.) das höchste niederländische Gericht in Amsterdam. Die Deutsche Hospiz Stiftung mit Sitz in Dortmund ist entsetzt. Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand: "Der faktische Freispruch ist nur politisch zu erklären. Er widerspricht dem geltenden Recht."

Vor Gericht ging es um den 86-jährigen ehemaligen Senator Edward Brongersma. Berichten zufolge war er körperlich völlig gesund, aber des Lebens müde. 1998 gab ihm sein Arzt Philip Sutorius die Todesspritze. Der Staatsanwalt forderte dafür nur drei Monate auf Bewährung, das erste Gericht sprach den Arzt schließlich sogar frei. Nun ist selbst die höchste Instanz in Amsterdam zu demselben Urteil gelangt.

Nicht töten sondern helfen

Brysch: "Wo kommen wir hin, wenn töten ungestraft bleibt?" Schon seit Jahrzehnten praktizieren niederländische Ärzte unter den Augen der Öffentlichkeit aktive Sterbehilfe. Nach über zwanzigjähriger Praxis der aktiven Sterbehilfe mit rund 100 000 Tötungen gab es bis heute kein einziges Berufsverbot, räumt selbst das niederländische Gesundheitsministerium ein. Im neuen Euthanasie-Gesetz sind zwar vermeintlich sichere Sorgfaltskriterien festgelegt. Dass diese aber nur scheinbar Sicherheit geben, beweist auch die heutige Entscheidung. "Der nächste Schritt wäre die Todespille für Lebensmüde und Alte, wie sie von der niederländischen Gesundheitsministerin bereits ins Gespräch gebracht worden ist", so Brysch.

Das Urteil hat Auswirkungen auch auf andere Länder. Belgien folgt mit seinem Euthanasiegesetz bereits dem schlechten niederländischen Beispiel. "Nicht töten, sondern helfen ist die Lösung für Schwerstkranke und Verzweifelte", sagt Brysch. Nötig sei nicht die Giftspritze, sondern Hospizarbeit und Palliativmedizin - die moderne und umfassende Schmerztherapie mit Linderung quälender Begleiterscheinungen.

Die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung ist Sprachrohr der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie hat 50 000 Förderer und Mitglieder.