Pressemeldungen

16.01.2015

Organspende: Bundesärztekammer legt die Axt an das Vertrauen der Bevölkerung

Bremen/Dortmund. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz übt Kritik an der Informationspolitik der Bundesärztekammer (BÄK). Im Fall der geplanten Organentnahme in Bremerhaven bestehe der Verdacht, dass die Überwachungskommission bei der BÄK die Öffentlichkeit täusche. Vorstand Eugen Brysch: „Offensichtlich wurde die Transplantations-OP nicht wegen eines Fehlers in der Dokumentation abgebrochen, sondern weil nicht alle vorgeschriebenen Kriterien für die Organentnahme erfüllt waren.“ Die Stiftung verweist auf Recherchen von Ärztezeitung.de und Süddeutsche.de. Danach habe beim Apnoe-Test der Kohlendioxid-Partialdruck im Blut der Spenderin bei 58 PCO2 gelegen – vorgeschrieben seien aber 60 PCO2.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisiert: Wenn ein bestimmter Wert nicht erreicht werde, dürfe nicht operiert werden. „Es ist also nicht eine Unzulänglichkeit in der Dokumentation, wie behauptet, vielmehr riecht es nach einer Täuschung der Öffentlichkeit. Damit legen die Verantwortlichen in der Bundesärztekammer die Axt an das Vertrauen der Bevölkerung. Schließlich ist die Verunsicherung in Sachen Organspende schon riesengroß“, so Brysch. Der Stiftungsvorstand fordert: In dieser Frage dürfe es keine Toleranz geben - wir brauchen das Vertrauen der Bevölkerung. Beim finalen Hirntodtest müssten unabhängige Kompetenzteams die Einhaltung und Umsetzung der Regeln vor Ort sicherstellen.


Hintergrund
Die gemeinnützige Deutsche Stiftung Patientenschutz ist die Sprecherin der schwerstkranken, schwerstpflegebedürftigen und sterbenden Menschen. Zur Wahrung der Unabhängigkeit verzichtet sie auf Gelder der Leistungserbringer, Krankenkassen und der öffentlichen Hand. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen ihrer 55.000 Mitglieder und Förderer. Mit dem Patientenschutztelefon bietet sie Hilfesuchenden und Betroffenen praktische Unterstützung bei Fragen rund um das Pflegerecht, Pflegeeinstufungen und Pflegemissstände. Ebenso hilft sie bei der Durchsetzung des Anspruchs auf Palliative Care und Sterbebegleitung, bietet Beratungen und Umsetzung von Patientenverfügungen sowie Hilfe beim Krankenkassenwechsel an. Sie hieß früher Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung.

 

Hier das Statement der Prüfungs- und der Überwachungskommission im Wortlaut:

An: presse@baek.de

Betreff: Statement der Prüfungs- und der Überwachungskommission zur Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung über eine vermeintlich zweifelhafte Hirntoddiagnostik in einem norddeutschen Krankenhaus

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

nachfolgendes Statement dürfen wir Ihnen im Auftrag der Geschäftsstelle Transplantationsmedizin übermitteln:

Statement der Prüfungs- und der Überwachungskommission zur Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung über eine vermeintlich zweifelhafte Hirntoddiagnostik in einem norddeutschen Krankenhaus

Berlin, 12. Januar 2015  

Prüfungs- und Überwachungskommission, in gemeinsamer Trägerschaft von Bundesärztekammer, Deutscher Krankenhausgesellschaft und GKV Spitzenverband, haben nach eingehender Analyse einer in Frage gestellten Hirntoddiagnostik in einem norddeutschen Krankenhaus auch unter Hinzuziehung weiterer unabhängiger Expertise festgestellt, dass die Organspenderin vor geplanter Organentnahme hirntot war.

Die seit Dezember laufenden Untersuchungen der Kommissionen haben bisher ergeben, dass sämtliche Hirnfunktionen erloschen waren. Das haben eingehende Untersuchungen nach Anhörungen von Experten und die Sichtung der vorliegenden Unterlagen gezeigt. Unabhängig davon wurden Unzulänglichkeiten in der Dokumentation festgestellt, die zu Unsicherheiten bei den Beteiligten und schließlich zum Abbruch der Organentnahme geführt haben. Für die Kommissionen ist das zwingender Anlass, weitere detaillierte Untersuchungen zum Ablauf sowie persönliche Anhörungen der Beteiligten schnellstmöglich abzuschließen. Die Kommissionen veröffentlichen unmittelbar nach Abschluss der Untersuchungen ihren Bericht.

Mit freundlichen Grüßen
 
Bundesärztekammer
Stabsbereich Politik und Kommunikation
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin

Tel. 030-400456700
Fax. 030-400456707
presse@baek.de
www.baek.de