Pressemeldungen

02.08.2012

Organspendeskandal erreicht Bayern - Patientenschutzorganisation stellt fünf Forderungen

Zu den heute in Bayern bekannt gewordenen neuen Vorwürfen im Organspendeskandal erklärt der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch:

„Bundesgesundheitsminister Bahr muss endlich als Konsequenz aus dem Organspendeskandal das Heft des Handelns im Transplantationssystem in die Hand nehmen. Die Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung stellt dazu heute fünf Forderungen auf:

1. Kontrolle nicht den Transplantationszentren überlassen: Um Manipulationen an den persönlichen Krankendaten der Patienten möglichst auszuschließen, hat sich das interne Mehraugenprinzip nicht bewährt. Externe, unabhängige Experten müssen hinzugezogen werden.

2. Auslandskontakte untersuchen: Alle 50 Transplantationszentren in Deutschland müssen ihre ausländischen Kontakte der letzten zehn Jahre offen legen. Es ist zu prüfen, ob es Auffälligkeiten bei bestimmten Ländern oder bestimmten Organübertragungen gibt.

3. Prinzip der Vermittlungsagenturen und Honorarabrechnungen erklären: Nach welchem System arbeiten Privatagenturen in Deutschland, die potentielle ausländische Organempfänger an deutsche Transplantationszentren vermitteln? Welche Summe müssen ausländische potentielle Organempfänger dafür an die Agenturen zahlen? Wie hoch sind die Honorare, die die Transplantationszentren den ausländischen Organempfängern in Rechnung stellen?

4. Überführung des privaten in ein staatliches Organspendesystem: Das privat organisierte Transplantationssystem ist unzulänglich. Zugriffsrechte des Bundestages und des Bundesgesundheitsministeriums existieren nicht. Die Verteilung von Lebenschancen muss aber in staatlicher Hand liegen.

5.Verursacher sind keine Problemlöser: Bundesgesundheitsminister Bahr muss, um das System tatsächlich zu reformieren, externe Sachverständige und Kritiker mit ins Boot holen. Mit den bisher privaten Akteuren und der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) allein wird es keine Zukunftslösung geben, die Vertrauen in der Bevölkerung schafft.“

Hintergrund

Die gemeinnützige Patientenschutzorganisation ist die Sprecherin der schwerstkranken, schwerstpflegebedürftigen und sterbenden Menschen. Zur Wahrung der Unabhängigkeit verzichtet sie auf Gelder der Leistungserbringer, Krankenkassen und der öffentlichen Hand. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen ihrer 55.000 Mitglieder und Förderer. Mit dem Patientenschutztelefon bietet sie Hilfesuchenden und Betroffenen praktische Unterstützung bei Fragen rund um das Pflegerecht, Pflegeeinstufungen und Pflegemissstände. Ebenso hilft sie bei der Durchsetzung des Anspruchs auf Palliative Care und Sterbebegleitung, bietet Beratungen und Umsetzung von Patientenverfügungen sowie Hilfe beim Krankenkassenwechsel an.