Pressemeldungen

01.06.1999

STERBENDE ALS OPFER DER EUROPÄISCHEN EINIGUNG? STIFTUNG LEGT WAHLPRÜFSTEINE VOR

800.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland; EU-weit sind es etwa 3,7 Millionen. Die Schwerstkranken und Sterbenden sowie ihre Angehörigen drohen zu Opfern des europäischen Einigungsprozesses zu werden. Davor warnte jetzt die Deutsche Hospiz Stiftung in Dortmund anlässlich der Vorstellung ihrer "Prüfsteine zur Europawahl". "Wir möchten damit gezielt und erstmals die Interessen dieser großen Wählergruppe ins Bewusstsein der Politiker rufen", betonte dabei Eugen Brysch, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Stiftung. Denn: Die Angst vor einem menschenunwürdigen Sterben schamlos nutzend, stellen Befürworter der aktiven Sterbehilfe diese als die einzige Lösung dar. Die entsprechenden Organisationen, professionell miteinander vernetzt, operieren dabei immer dreister. In Wien tötete das Ehrenmitglied einer Sterbehilfeorganisation eine alte Frau mit einem Plastikbeutel. Ihm droht nun Strafverfolgung. Hätte er die Tat in Holland als Arzt begangen, bliebe er möglicherweise straffrei und dürfte sich gesellschaftlicher Akzeptanz erfreuen. Denn dort ist die aktive Sterbehilfe gesetzlich erlaubt und wird zahlreich angewandt – selbst bei neugeborenen Kindern. Diesen Entwicklungen muss auf europäischer Ebene Einhalt geboten werden."Eine einheitliche europäische Rechtsgrundlage darf die ethischen Grundsätze, wie sie in Deutschland glücklicherweise noch gelten, nicht aufweichen," warnt Eugen Brysch, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Hospiz Stiftung. Im Gegenteil sollten die bundesdeutschen Regelungen europaweit durchgesetzt werden, um dem zunehmenden Kostendruck im Gesundheitswesen gegenzusteuern.

Hospizidee – eine europäische Bürgerbewegung

Denn es gibt eine menschenwürdige Alternative: Die Idee der Hospizarbeit, schwerstkranke und sterbende Menschen zu begleiten, ihnen eine letzte Lebensphase in Würde und Schmerzfreiheit zu ermöglichen, ist eine Errungenschaft christlich-humanen Denkens und daher im weltweiten Vergleich auf dem europäischen Kontinent am weitesten entwickelt. Von England ausgehend hat die Bewegung in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen – bezeichnenderweise so gut wie ohne öffentliche Mittel, getragen vom ehrenamtlichen Engagement und Spendengeldern.

Wahlprüfsteine fordern klare Äußerungen der Kandidaten

Auf Grund der Brisanz des Themas hat sich die überparteiliche Deutsche Hospiz Stiftung daher zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Ihre Wahlprüfsteine enthalten einen Fragenkatalog an die Spitzenkandidaten aller Parteien bei der kommenden Europawahl. "Wir wollen wissen, wie unsere Volksvertreter zu diesen grundsätzlichen ethisch-rechtlichen Fragen stehen, und zwar vor der Wahl," erklärt Brysch. Wie steht der Kandidat zur aktiven Sterbehilfe? Wie setzt er sich für die Verbreitung der Hospizidee und der Palliativmedizin im ganzen Gesundheitswesen ein? Wie steht er zur Frage der Selbstbestimmung? Die Stiftung wartet auf Antwort.