Pressemeldungen

02.04.2002

Startschuss für Lizenz zum Töten in Niederlanden - Deutsche Hospiz Stiftung warnt vor Folgen für europäische Verfassung

Den Haag / Dortmund. Vielfach unbemerkt trat am 1. April in den Niederlanden das neue Euthanasie-Gesetz in Kraft. Zwar ist in den letzten Jahren in ganz Europa viel darüber diskutiert worden, doch der Startschuss exakt am Ostermontag ist weniger bekannt. "Ein schwarzer Tag für Europa", so Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung. Erst vor wenigen Tagen hat der Konvent für eine EU-Reform seine Arbeit aufgenommen. Doch wie eine gemeinsame europäische Verfassung aussehen soll, ist gerade beim Thema Sterbehilfe völlig offen. In den Niederlanden gilt nun das Euthanasie-Gesetz, Belgien will nachziehen.

Vergleich von Äpfeln mit Birnen

Doch die angebliche Liberalisierung der Euthanasie in den Niederlanden ist nichts anderes als eine Reformblockade. Anstatt für dringend notwendige Veränderungen im Gesundheitssystem zu Gunsten Schwerstkranker zu sorgen, zementieren die Politiker bestehende Missstände. Darauf weist die Stiftung mit Sitz in Dortmund hin. Mit der billigen Ausrede, der schwerstkranke Mensch wolle ja gar nicht mehr leben, drängen die Niederlande Alternativen ins Abseits. "Obwohl Hospizarbeit und Palliativmedizin - die moderne, umfassende Schmerztherapie - für ein menschenwürdiges Leben bis zuletzt sorgen können", berichtet Brysch aus der Praxis. Ärzte benötigen in Wirklichkeit keine Lizenz zum Töten. "Menschenwürdiges Sterben braucht statt dessen Zeit, Raum und Geld an der richtigen Stelle."

Besonders wichtig sind exakte Informationen. In Deutschland verwenden Juristen die Begriffe aktive, passive und indirekte Sterbehilfe völlig anders als Laien. Ihnen geht es dabei nicht um die Handlung, sondern um das Motiv dafür. Wenn ein Mensch nur noch künstlich am Leben gehalten wird und Ärzte auf seinen Wunsch hin die Maschinen abstellen, handelt es sich juristisch gesehen um passive Sterbehilfe, nicht etwa um aktive. Diese passive Sterbehilfe ist in Deutschland in engen Grenzen erlaubt. Doch selbst viele Ärzte nennen solche Handlungen so, wie sie der normale Menschenverstand bezeichnen würde: aktiv. Umso mehr glaubt dies der Laie. Daher werden hier meist Äpfel mit Birnen verglichen. Dies ist einer der Hauptgründe dafür, dass Umfragen zu dem falschen Ergebnis kommen, die meisten Deutschen wären für aktive Sterbehilfe. Die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung ist Sprachrohr der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie hat 50 000 Förderer und Mitglieder.