Pressemeldungen

27.06.2015

Statistik: Krise in Kliniken ist hausgemacht - bundesweiter Personalschlüssel nötig

Zur Diskussion um Maßnahmen zur Bewältigung der Personalkrise in Krankenhäusern, erklärt der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch:

„In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Verweildauer in den Krankenhäusern halbiert. Gleichzeitig stieg die Zahl der alten und pflegebedürftigen Menschen auf den Stationen, die mehr Betreuung brauchen. Das bedeutet: Die Akutpflege ist auf Krisenmanagement beschränkt. Das bindet alle Kräfte. Und der Pflegeaufwand steigt weiter rasant. Deshalb ist und bleibt Pflege in den Krankenhäusern hoffnungslos überfordert, wenn sich nichts ändert. Würde wahrende  Pflege ist aber nur unter würdigen Arbeitsbedingungen möglich. Das Sparen auf Kosten der Pflegekräfte muss ein Ende haben. Das Konzept ist falsch, nach dem Ärzte Geld bringen und Pflege Geld kostet. Leidtragende sind Patienten und das Pflegepersonal.
 
In 20 Jahren wuchs die Zahl der Krankenhausärzte um 54 Prozent auf 147.000.  Die Zahl der Pflegekräfte sank um drei Prozent auf 316.000 (Statistik ). Und das, obwohl die Behandlungszahlen um ein Viertel auf 19 Millionen stiegen. Diese Schere zeigt sich auch in den Ländern. Berlin verzeichnete ein Ärzte-Plus von 14 Prozent, während die Pflegekräfte um 34 Prozent sanken. Den größten Zuwachs an Medizinern in Krankenhäusern zählt die Deutsche Stiftung Patientenschutz in Rheinland-Pfalz. Hier gab es in den vergangenen 20 Jahren 75 Prozent mehr Ärzte. Auch die Zahl der Pflegekräfte nahm um 15 Prozent zu. Eine ähnliche Entwicklung zeigt Bayern: Ärzte-Plus 75 Prozent, Pflege-Plus neun Prozent. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen gab es 53 Prozent mehr Krankenhaus-Ärzte, aber vier Prozent weniger Pflegekräfte. Damit wird klar: Das Missverhältnis zwischen Ärzten und Pflegekräften in Krankenhäusern besteht deutschlandweit. Selbst dort, wo die Zahl der Pflegekräfte in den vergangenen 20 Jahren stieg. Das belegt: Die Krise im deutschen Krankenhaus ist hausgemacht. Erst recht hat das System keine Antwort auf die demographische Herausforderung.
 
Ein deutschlandweit verbindlicher Personalschlüssel könnte wenigstens die Entwicklung stoppen, dass weiterhin auf Kosten der Pflege gespart wird. Dann wären wenigstens die Regeln für alle gleich."

 

Hintergrund
Die gemeinnützige Deutsche Stiftung Patientenschutz ist die Sprecherin der schwerstkranken, schwerstpflegebedürftigen und sterbenden Menschen. Zur Wahrung der Unabhängigkeit verzichtet sie auf Gelder der Leistungserbringer, Krankenkassen und der öffentlichen Hand. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen ihrer 55.000 Mitglieder und Förderer. Mit dem Patientenschutztelefon bietet sie Hilfesuchenden und Betroffenen praktische Unterstützung bei Fragen rund um das Pflegerecht, Pflegeeinstufungen und Pflegemissstände. Ebenso hilft sie bei der Durchsetzung des Anspruchs auf Palliative Care und Sterbebegleitung, bietet Beratungen und Umsetzung von Patientenverfügungen sowie Hilfe beim Krankenkassenwechsel an. Sie hieß früher Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung.