Pressemeldungen

11.07.2014

Unnötige Operationen: Alte, kranke und sterbende Patienten nicht schuld an Krankenhaus-Misere

Krankenkassen und Deutsche Krankenhausgesellschaft haben eine Studie zu der Zahl der Krankenhausbehandlungen vorgestellt. Dazu erklärt der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch:

Berlin. „Patientenschützer weisen die Behauptung der Deutschen Krankenhausgesellschaft zurück. Alte, kranke und sterbende Patienten sind nicht schuld an der Krankenhaus-Misere. Wer das sagt, verdreht Ursache und Wirkung. Denn eigentlich bräuchten genau diese Patienten Begleitung und Linderung statt Operationen und maximale Therapie. Machen wir uns klar: Es sind Patienten, die in der Regel unter vielen Krankheiten leiden, aber nicht geheilt werden können. Nur für diese Begleitungstherapie stellt das Finanzierungssystem mit seinen Fallpauschalen kaum Mittel bereit. Also wird unnötig operiert. Denn niemand der Patienten möchte hören: Wir können nichts mehr für Sie tun! Daran krankt das von der Politik künstlich geschaffene System.

Auch muss klar sein: Die Zweitmeinung wird das Problem der Patienten nicht lösen. So kann die Fehlentwicklung nicht gestoppt werden. Solche Ratschläge sind realitätsfern und verkennen die Ursache, die im System liegt. Nur die Politik ist in der Lage, das von ihr geschaffene Finanzierungsmodell Fallpauschalen zu ändern. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert: Bund und Länder müssen einen "Zukunftsplan Krankenhäuser Deutschland" erstellen. Als Prinzip muss gelten: Gute Regel- und Basisversorgung vor Ort und Spezialversorgung in der Region. Es ist falsch, allein auf Fallpauschalen zu setzen. Für alte, pflegebedürftige und chronisch kranke Patienten brauchen wir deshalb Tagessätze; auch hier ist Qualitätskontrolle notwendig. So sichern wir die Zukunft der ortsnahen Krankenhäuser, die eine älter werdende Gesellschaft dringend braucht.“



Hintergrund
Die gemeinnützige Deutsche Stiftung Patientenschutz ist die Sprecherin der schwerstkranken, schwerstpflegebedürftigen und sterbenden Menschen. Zur Wahrung der Unabhängigkeit verzichtet sie auf Gelder der Leistungserbringer, Krankenkassen und der öffentlichen Hand. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen ihrer 55.000 Mitglieder und Förderer. Mit dem Patientenschutztelefon bietet sie Hilfesuchenden und Betroffenen praktische Unterstützung bei Fragen rund um das Pflegerecht, Pflegeeinstufungen und Pflegemissstände. Ebenso hilft sie bei der Durchsetzung des Anspruchs auf Palliative Care und Sterbebegleitung, bietet Beratungen und Umsetzung von Patientenverfügungen sowie Hilfe beim Krankenkassenwechsel an. Sie hieß früher Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung.