Pressemeldungen

03.05.2012

Unnötige Operationen müssen Konsequenzen haben. Pflegebedürftige leiden darunter.

Zu der aktuellen Diskussion, dass die Koalition unnötige Operationen begrenzen will, erklärt der Geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, in Berlin:

„Wenn die Regierungskoalition Fehlentwicklungen im medizinischen Alltag der Krankenhäuser korrigieren will, dann wird das von der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung grundsätzlich begrüßt. Die Frage ist nur, ob sich die Politik dem tatsächlichen Kern des Problems stellen will. So ist seit Jahren bekannt, dass beispielsweise Mängel in der Pflege zur erhöhten Zahl an Stürzen bei pflegebedürftigen Menschen führen. Doch in der Praxis wird daran nichts geändert. Schließlich verdienen sowohl Pflegeheime als auch Krankenhäuser gut daran: Das Krankenhaus kann die Fallpauschale abrechnen und das Pflegeheim erhält einen hören Pflegesatz.

Etwa 8.300 Euro kostet die Behandlung einer Hüftfraktur, auf 600 bis 1000 Euro belaufen sich die durchschnittlichen Kosten für die Folgen eines Sturzes, unabhängig davon, ob ein Knochenbruch aufgetreten ist. Derzeit werden bei den Pflegeheimbewohnern mehr als eine Million Stürze registriert. Dies kostet eine Milliarde Euro. Das menschliche Leid lässt sich nicht beziffern. Doch Vorbeugung ist möglich: Die Jahreskosten für ein Sturzpräventionsprogramm in nur einem Pflegeheim liegen bei maximal 6.000 Euro. Das ist weniger als die Behandlung einer einzigen Hüftfraktur.

Besser wäre es, die Anzahl der Stürze zu einem Qualitätsmerkmal der Einrichtung zu machen. Diejenigen mit einer guten Sturzprophylaxe und wenigen Brüchen erhalten einen Bonus, dort wo es nicht klappt, muss es Abzüge in den Honorierungen geben. Doch zu solchen, die Qualität steigernden Maßnahmen, ist die Bundesregierung nicht bereit.

Ebenso ist seit Jahren bekannt, dass auf dem Gesundheitsmarkt ein harter Verteilungskampf herrscht. Pflegebedürftige sind hier die Verlierer. Anders als in der Öffentlichkeit diskutiert, gehen im hohen Alter die Gesundheitsausgaben für die letzte Lebenszeit zurück. Der Bundestag muss sich endlich der Frage stellen, wie die 280 Milliarden Euro jährlich im Gesundheitssystem gerecht verteilt werden. Zurzeit kommt bei der lindernden Pflege mit gerade einmal 20 Milliarden Euro viel zu wenig an. Verteilungsfragen darf man nicht der Selbstverwaltung aus Krankenkassen, Ärzten und Krankenhäusern überlassen.“

Hintergrund

Die gemeinnützige und unabhängige Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung ist die Sprecherin der Schwerstkranken und Sterbenden. Sie finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Beiträgen von über 55.000 Mitgliedern und Förderern und unterhält das bundesweit einzigartige Patientenschutztelefon sowie die Schiedsstelle Patientenverfügung.