Pressemeldungen

01.02.2002

Wie soll man pauschal sterben? Deutsche Hospiz Stiftung kritisiert neue Fallpauschalen

Berlin / Dortmund. Der Bundesrat will heute über die Fallpauschalen für Krankenhäuser entscheiden. Die Deutsche Hospiz Stiftung warnt vor dramatischen Folgen für Schwerstkranke und Sterbende. Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand: "Wie soll man eigentlich pauschal sterben?" Die Fallpauschalen stellen nicht den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt des Gesundheitssystems. Stattdessen bewerten sie ihn nur als kostenverursachenden Fall, der abzuarbeiten ist. Dieses Denken führt dazu, dass Sterbende unnötig leiden, weil ihnen notwendige Therapien, Medikamente und Betreuung versagt bleiben. Brysch: "Das Gesundheitssystem muss endlich begreifen, dass es nicht nur für das Heilen, sondern auch für professionelles und patientenorientiertes Lindern und Begleiten zuständig ist." Schließlich geben die gesetzlichen Krankenkassen zwei Drittel ihres Krankenhausbudgets für Schwerstkranke und Sterbende für deren letztes Lebensjahr aus: 60 Milliarden Mark pro Jahr.

Verschiebebahnhof für Schwerstkranke und Sterbende

Die neuen Fallpauschalen verbessern nicht etwa die Leistungen für Schwerstkranke und Sterbende, sondern pervertieren die ohnehin schon verfahrene Situation. Das zeigen die Erfahrungen aus Australien, wo die Fallpauschalen bereits eingeführt sind. Es ist kein Geld eingeplant für qualifizierte neue oder auch für alternative Therapien, die gerade in der Sterbebegleitung wichtig sind. Es gibt kein Budget für ausreichend Zeit und Zuwendung. Auch die angemessene Weiterbildung der Ärzte wird unmöglich. Völlig vergessen haben die Politiker die Palliativmedizin - die moderne Schmerzmedizin mit Therapie quälender Begleiterscheinungen. Statt diesen Bereich endlich auszubauen, werden Schwerstkranke und Sterbende zwischen ambulanten und stationären Leistungserbringern hin- und hergeschoben. Der Sachverständigenrat im Gesundheitswesen kommt schon jetzt zu dem Ergebnis, dass das Gesundheitssystem "partiell versagt". Brysch: "Die neuen Fallpauschalen werden ihm den Todesstoß versetzen."

Die gemeinnützige und unabhängige Deutsche Hospiz Stiftung mit Sitz in Dortmund setzt sich bundesweit für die Rechte der Schwerstkranken und Sterbenden ein. Sie hat 50 000 Förderer und Mitglieder.