Pressemeldungen

02.07.2003

Überparteiliche Gesundheitskommission soll Realitäten endlich anerkennen - Ulla Schmidt verkennt tatsächliche Lage

Berlin/Dortmund. Sparen im Gesundheitswesen auf Kosten von Alten. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt widerspricht heute den Aussagen vieler Experten. Bereits jetzt werden alte Menschen im System der Gesundheitsversorgung diskriminiert. Rund drei Millionen Menschen, insbesondere Demenzkranke und Sterbende sind schon heute in Deutschland betroffen.

Bundesministerin Ulla Schmidt fordert von Ärztinnen und Ärzten, dass diese sich gegen diese Behauptungen wehren sollen. Sie sollen Menschen weiterhin „unabhängig vom Alter und vom Einkommen mit dem medizinisch Notwendigen“ versorgen. Gleichzeitig räumt sie „Mängel und Defizite in unserem Gesundheitssystem“ ein, obwohl es das „Dritteuerste der Welt“ ist. Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, fordert „ein Ende des Lamentierens und das Nutzen der aktuellen Diskussion als Chance“. Die Stiftung warnt davor, wahllos Leistungen zu kürzen, wie jetzt in der Schmidt-Seehofer-Kommission für die Reform des Gesundheitswesens diskutiert wird. „Statt vor den Realitäten die Augen zu schließen und fantasielos zu kürzen, ist es besser, die vorhandenen Mittel bedarfsorientiert zur Begleitung der Schwerstkranken und Sterbenden einzusetzen. Wichtig ist, dass die Betroffenen auf Augenhöhe mit den Leistungserbringern, den Krankenkassen und Gesundheitspolitikern ihre Vorstellungen und Wünsche darstellen können.“

Schon heute werden rund 60 % des jährlichen Gesundheitsbudgets von 218 Mrd. Euro für die letzten 12 Lebensmonate ausgegeben. Statistisch gesehen 150 000 Euro für jeden Sterbenden pro Jahr. Und dabei für Ältere deutlich weniger als für Jüngere. „Doch das Gesundheitssystem versagt bei der Begleitung von Schwerstkranken und Sterbenden, da allein der Heilungserfolg abrechnungsfähig ist,“ so Eugen Brysch. Es gibt kein Konzept für Sterben. Nur durch finanzielle Anreize, wie beispielsweise personenbezogene Tagesbudgets, wird es möglich sein, strukturelle Veränderungen auch tatsächlich zu realisieren. Bundesregierung und Opposition sind aufgefordert, jetzt ein persönliches Tagesbudget in Höhe von 250 Euro für jeden Schwerstkranken und Sterbenden einzuführen. Statt sinnlose und teure Therapien zu finanzieren, die schon heute durchschnittlich 450 Euro am Tag kosten.

Hintergrund

Die Deutsche Hospiz Stiftung ist die Patientenschutzorganisation für Schwerstkranke und Sterbende. Sie hat 55.000 Spender und Mitglieder. Das Zentralinstitut für soziale Fragen hat der gemeinnützigen Organisation sein Spendensiegel verliehen – das Markenzeichen seriöser spendensammelnder Organisationen.